Keine Abrissbirne überm "Jägerhaus" - ZZ 27.07.2017

Keine Abrissbirne überm "Jägerhaus" - ZZ 27.07.2017

Keine Abrissbirne überm „Jägerhaus“
Rhader Gemeinderat will Zwischennutzung des Saals gewährleisten - Gutachter sollen Substanz der Gebäude untersuchen
Von Thorsten Kratzmann rhade. Wie geht es weiter mit dem „Jägerhaus“? Eine vom Gemeinderat eingesetzte Arbeitsgruppe um Ratsherr Olaf Wendelken soll den Saaltrakt provisorisch Herrichten, damit dort für maximal 24 Monaten sporadisch Veranstaltungen stattfinden können. Das entschied der Rat am Mittwochabend. Und ein Gutachter soll bis Ende 2017 eine Aussage zur Sanierungsfähigkeit von Saal und Wohnhaus treffen.
Vor gut fünf Jahren hatte die Gemeinde Rhade Saal. Gaststätte. Kegelbahn und Wohnhaus des geschlossenen „Jägerhauses“ erworben. 30000 Euro halte der Gemeinderat für den stark sanierungsbedürftigen Komplex in der Ortsmitte überwiesen, ohne konkrete Vorstellungen für eine Nutzung zu haben. Im Vordergrund hatte das Ziel gestanden, das „Jägerhaus" vor dem Zugriff eines unliebsamen Käufers und einer möglicherweise ungewollten Nutzung zu sichern.
Dann kam die Idee auf. in der ehemaligen Gaststätte einen Dorfladen und einen Dorftreff cinzurichtcn. Damit befasste sich eine Initiativgruppe. Vor zwei Jahren platzte dann das Angebot der Zevener Volksbank, die Rhader Filiale verkaufen zu wollen, in die Debatten.
Die Gemeinde erstand die Volksbank und richtete dort den Dorfladen ein. Das „Jägerhaus" war zwischenzeitlich aus dem Fokus geraten. Jetzt steht es auf der Prioritätenliste des Rates wieder weit oben. Das wurde am Mittwochabend im Sitzungszimmer deutlich. Zu den Ratsmitgliedem hatten sich 15 Einwohner gesellt, um zu hören, wie es mit dem „Jägerhaus" weitergehen soll.
Namens einer Arbeitsgruppe, die sich mit dieser Frage befasst, referierte Ratsherr Olaf Wendelken die Aufgabenstellung. Ziel sei es. mit wenig Geld den Saal des „Jägerhauses" provisorisch nutzbar zu machen, um dort außerhalb der Heizperiode sporadisch Veranstaltungen abhaltcn zu können. „Es ist ein Experiment", betonte Wendelken. Bis Sommer 2019 seien konkrete Vorschläge für einen Dorftreff zu erarbeiten. Dann sei auch zu entscheiden, ob die Gebäude stehen bleiben, ein Teil abgerissen wird oder ein Neubau erforderlich ist.

Keine Flickschusterei
Uwe Schmidt gab zu bedenken, dass die Sanierung des „Jägerhaus-Ensembles ein Fass ohne Boden zu werden drohe und die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde übersteigen werde. Auch gegen eine „Flickschusterei“ sprach er sich aus. Widerspruch erntete er von seinen Ratskollegen Bernd Sauerland. Fred Bollmeier und Raphaela Vink, die sich dafür aussprachen. die Arbeitsgruppe bis Mitte 2019 ein Nutzungskonzept erarbeiten zu lassen. „Die Alternative wäre, nichts zu tun“, stellte Vink fest.
An dieser Stelle schaltete sich Bürgermeister Marco Mohrmann ein: Die Kegelbahn und das Wohnhaus seien weder zu retten noch zu gebrauchten. Deswegen strebe er an, beides alsbald abreißen zu lassen. Zu prüfen sei, ob der Saal ohne Nebengebäude mit einem vertretbaren Aufwand zu erhalten und den erforderlichen Anschlüssen zu versehen sei. Diesem Ansinnen traten sowohl die Ratsherrn Bollmeier und Wendelken als auch in einer Sitzungsunterbrechung die Zuhörer Horst Schäfer und Dieter Spreckels entgegen. Sie allesamt vertreten die Ansicht, der Arbeitsgruppe sei nicht ins Handwerk zu pfuschen, ihr seien zwei Jahre Zeit für die Erarbeitung eines Nutzungsplanentwurfs zuzugestehen, ohne dass vor Mitte 2019 mit der Abrissbirne Fakten geschaffen werden.
Zwei Jahre mag der Bürgermeister indes nicht warten, bis Konkretes auf dem Tisch liegt. Sein Vorschlag: Ein Gutachter nimmt den Saal unter die Lupe, trifft eine Aussage zur Bausubstanz und berechnet die Kosten für die Herstellung aller notwendigen Anschlüsse. Das sei zu kurz gesprungen, wandte Sven Baltuttis ein. Wenn ein Gutachter beauftragt werde, dann solle er auch die anderen Teile des Gebäudekomplexes untersuchen. „Dafür sollten wir lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen.“
Auf Drängen von Olaf Wendelken fällte der Rat sodann zwei Beschlüsse: Geschlossen beauftragte das Gremium die Arbeitsgruppe damit, für eine maximal 24-monatige Zwischennutzung des Saales zu sorgen und bis Mitte 2019 ein Nutzungskonzept zu entwerfen.
Gegen die Stimme von Bollmeier bei Enthaltung von Wendelken beschloss der Rat ferner, einen Gutachter zu beauftragen, der Wohnhaus und Saal einer Substanzanalyse unterzieht und bis Ende 2017 eine Aussage zu deren Sanierungsfähigkeit trifft. ZZ 27.07.2017