Sechs Orte bewerben sich gemeinsam
Die drei Gemeinden Ostereistedt Rhade und Seedorf stellen Antrag zur Aufnahme ins niedersächsische Dorferneuerungsprogramm
VON LUTZ HILKEN
ROCKSTEDT. Die Gemeinden Ostereistedt, Rhade und Seedorf setzen ihren Weg konsequent fort. Sie beantragen die gemeinsame Aufnahme in das niedersächsische Dorferneuerungsprogramm. Die Bewerbung ist am Mittwochabend im Zuge einer Bürgerversammlung im Rockstedter „Haus im Löh" an Siegfried Dierken vom Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg übergeben worden.
Nach dem im Vorjahr recht kurzfristig anberaumten Versuch, die sechs Dörfer der drei Gemeinden im Verbund in die Dorferneuerung zu bekommen, folgt jetzt ein zweiter, weit erfolgversprechenderer Anlauf. Denn die Zeit seit der ersten Bewerbung nutzten Kommunalpolitiker, Planer und Einwohner, um gemeinsam Stärken und Schwächen der Orte zu analysieren, Ideen für die Zukunft zu entwickeln.
Bürgerversammlungen, Ideenwerkstätten, teils überörtliche Arbeitskreissitzungen und Treffen der Steuerungsgruppe trugen in den vergangenen Monaten dazu bei, für Rhade, Rhadereistedt, Rockstedt, Ostereistedt, Goden-stfedt und Seedorf Perspektiven iaufzuzeigen. „Es ist viel passiert“, erinnerte Ostereistedts Gemeindebürgermeisterin Ulrike Ringen am Mittwochabend, als sie die Ereignisse Revue passieren ließ. Anfängliche Gedanken, in Ostereistedt sei „eigentlich alles gut“, waren schnell verflogen, als eine Ideenwerkstatt zutage gefördert hatte, was die Menschen bewegt. Da sei die Lärmbelästigung vom Tontaubenschießen ebenso zur Sprache gekommen wie der Erhalt des Kindergartens. In Rockstedt seien fehlende Bauplätze moniert worden, die Modernisierung des „Hauses im Löh“ habe indes viele Fürsprecher gefunden. Sie dankte allen Bürgern, die sich engagiert haben, und äußerte sich zuversichtlich, dass viele mitarbeiten werden, sollte die Aufnahme in die Dorfemeuerung gelingen.
Wichtiges Bürger-Engagement
Rhades Gemeindebürgermeister Thomas Czekalla rückte den geplanten Dorf-Treff im ehemaligen „Jägerhaus“ in den Blickpunkt, um die Grundversorgung mit Lebensmitteln zu gewährleisten und eine Begegnungsstätte zu schaffen. Besonders wichtig sei in diesem Zusammenhang das Engagement der Bürger. Dieses mache ihn „unheimlich stolz“. Auch die Energieversorgung im Ort mit Biogas sei nachdenkenswert.
In Rhadereistedt fehle ebenso wie in Rhade eine Versammlungsstätte, alte Flächennutzungspläne ließen dort kaum eine Bebauung zu, die Umgestaltung des Feuerwehrhauses stehe daher im Fokus. Generell gehe es darum, die Attraktivität im Ort zu erhöhen, die lokale Infrastruktur zu erhalten oder sogar auszuweiten, den sozialen Zusammenhalt zu fördern, damit sich die Einwohner mit ihrem Wohnort identifizieren.
Seedorfs Gemeindebürgermeister Jakob Hinck hob hervor, er freue sich für die Bürger, weil sie die Chance zum Mitgestalten haben. Das Dorferneuerungs-Vor-haben auf eine breite Basis zu stellen, wertete er als einen großen Schritt für die Zukunft.
Landschaftsarchitekt Andreas Ackermann präsentierte das 170 Seiten umfassende Vorgutachten „Dienstleistung und Grundversorgung“ mit Handlungsbedarfen und Ankerprojekten in den sechs Dörfern: das Dorf-Treff-Projekt in Rhade, die Modernisierung des Rockstedter Hauses im Löh, die Umgestaltung des Feuerwerhau-ses in Rhadereistedt, des Umfeldes am Fachwerkhaus in Ostereistedt, der Ortsmitte in Seedori und des Dorfgemeinschaftshauses in Godenstedt. Nicht zuletzt sprach Ackermann ein Pilotprojekt mit Landwirten zum alternativen Energiepflanzenanbau an.
Letztlich blieb die von Thomas Czekalla formulierte Bitte an die Entscheidungsträger: „Prüfen Sie unseren Antrag wohlwollend. Wir wollen gerne in die Dorfemeuerung.“ ZZ 18.07.2014
Meine Meinung: Bürger stehen hinter Vorhaben
Ideen-Werkstätten mit etlichen Vorschlägen, Arbeitskreissitzungen, Bürgerversammlungen: Hinter dem nun formulierten Antrag auf die Aufnahme ins niedersächsische Dorferneuerungsprogramm steckt eine Menge Arbeit, in die die Einwohner der sechs Ortschaften kräftig mit eingebunden worden sind.
Das Vorgehen zeigt den festen Willen der Beteiligten, nun Nägel mit Köpfen zu machen. Ob in Rhade oder Rhadereistedt, Rockstedt oder Ostereistedt, Seedorf oder Godenstedt - überall haben Bürger gemeinsam mit Kommunalpolitikern und Planern Projekte vor Augen, die die lebens- und liebenswerten Orte weiterentwickeln, sie attraktiver und zukunftsfähiger machen sollen - im Sinne einer lebendigen, sozialen Dorfgemeinschaft.
Das bisher gezeigte Interesse der Einwohner macht Mut und signalisiert deutlich: Sie stehen hinter dem Vorhaben. Das ist gut so, denn ohne Gemeinsinn funktioniert eine Dorfgemeinschaft nicht. Jetzt wäre der verdiente Lohn für die überörtlichen Anstrengungen, tatsächlich ins Dorferneuerungsprogramm aufgenom-men zu werden, um aus Ideen Taten werden zu lassen.
VON LUTZ HILKEN, ZZ 18.07.2014
„Sie müssen Geduld bis 2015 aufbringen“
Siegfried Dierken vom Amt für regionale Landesentwicklung sieht gute Chancen für erfolgreiche Bewerbung
ROCKSTEDT. Siegfried Dierken vom Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg ist ein besonnener Mann. Ihm liegt es fern, falsche Hoffnungen zu wecken. Doch für die jetzt eingereichte Bewerbung der drei Selsinger Südgemeinden zur Aufnahme in das niedersächsische Dorferneuerungsprogramm äußerte er sich am Mittwochabend in Rockstedt optimistisch.
Die Landesregierung habe hinsichtlich der Strukturförderung deutliche Signale gesendet, sie lege einen Schwerpunkt auf die Förderperiode bis 2020. Hierbei erwähnte der Redner das Förderprogramm PFEIL (Programm zur Förderung im ländlichen Raum). „Wir sind der Bogen, um das Geld in die Regionen zu schießen“, malte Dierken ein sprachliches Bild. Die Dorferneuerungsanträge müssten der Behörde bis zum 31. Juli vorliegen. Das sei für die Gemeinden Rhade, Ostereistedt und Seedorf der Fall. Auch das nun präsentierte Vorgutachten „Dienstleistung und Grundversorgung“ mit seinen sechs Ankerprojekten sei ein Baustein für den Antrag zur Aufnahme ins Dorferneuerungsprogramm.
Allerdings bat Siegfried Dierken alle beteiligten Bürger um etwas Geduld: Das neue PFEIL-Programm werde frühestens ab 2015 greifen, erst danach könnten Finanzmittel abgerufen werden. Er hoffe, dass bis dahin die Entscheidung über eine Aufnahme der drei Gemeinden ins Dorferneuerungsprogramm gefallen sei. Die Perspektive wertete er als positiv, die Grundlagen für einen erfolgreichen Antrag lägen vor. Und die Bevölkerung stehe hinter diesem Antrag, das sei eine wichtige Voraussetzung. „Mehr können Sie aus jetziger Sicht nicht tun“, teilte Siegfried Dierken seinen Zuhörern mit. „Ich würde es Ihnen wünschen, dass Sie aufgenommen werden. Verdient haben Sie es auf jeden Fall.“
Allein: „Sie müssen Geduld bis 2015 aufbringen - so viel Zeit muss sein.“ Bis dahin sehe er gute Chancen, die Ankerprojekte planerisch auf den Weg zu bringen. Eigentlich seien dafür gut eineinhalb Jahre nötig, doch angesichts der bereits geleisteten Vorarbeiten werde diese wohl kürzer ausfallen können, sodass im Falle einer Aufnahme ab 2016 mit Fördermitteln zu rechnen wäre. Auch der private Bereich könne davon für gestalterische Maßnahmen mit bis zu 30 Prozent Förderung profitieren, erinnerte Siegfried Dierken. Er fasste zusammen: „Ich bin guten Mutes, dass es erfolgreich für Sie ausgehen wird.“ (Ih)
Zum Thema:Die niedersächsische Landesregierung stellt die Regional- und Förderpolitik neu auf: Sie zielt darauf ab, allen Regionen des Landes gleichwertige Chancen für eine eigenständige und nachhaltige Entwicklung zu geben. Mit der derzeit stattfindenden Ausgestaltung der operationeilen Programme für die kommende EU-Förderperiode (2014-2020) soll die Basis dafür geschaffen werden, dass eine gerechte, ausgewogene und auf die tatsächlichen regionalen Bedürfnisse zugeschnittene Förderpolitik entsteht. ZZ 18.07.2014